Interview mit Gitta Kramer
Hallo Gitta, danke das dich für ein Interview für die Besucher unserer Homepage zur Verfügung stellst.
1. Das große „Jahreskonzert“ ist nun gerade ein paar Tage her. Wie lange braucht man um so ein Konzert so perfekt vorzubereiten dass am Ende nicht viel schief läuft?
>Zumindest dauert es länger, als diese Frage zu beantworten (zwinker).
Nachdem ein Konzert zu Ende ist, überlege ich bereits, was wir beim nächsten Mal besser machen können und checke, welche Lieder beim Publikum gut angekommen sind. Ab diesem Zeitpunkt beginne ich mit der Auswahl neuer Noten, die dann spätestens ab dem Trainingslager/Konzertreise von den Schülern einstudiert werden.
2. Macht es trotz des großen Stresses noch Spaß so ein „Event“ zu organisieren oder verliert man da schon mal die Lust?
>“Wo gehobelt wird, da fallen Späne...“ Natürlich gibt es auch ein „Tief“, bei den Schülern und bei mir...... Da die Erwartungshaltung des Publikums von Jahr zu Jahr größer wird, setzen wir uns selbst unter Druck.
Die Orchestermitglieder haben dann auch schon mal ordentlich die Nase voll von mir.
Ich würde aber auf jeden Fall nicht mehr unterrichten und schon gar keine Jahres- Konzerte durchführen, wenn dies ein Dauerzustand wäre, ich nicht mit dem Herzen dabei bin und es keine Freude mehr macht.
Zudem bekomme ich vor allem von den großen Schülern von Jahr zu Jahr mehr Unterstützung.
3. Hat man in den Wochen davor überhaupt noch Privatleben?
>Frag da mal lieber meinen Mann. Ohne seine Unterstützung und sein Verständnis könnte ich das Ganze so nicht durchziehen.
4. Die Musikschule wird ja nun dieses Jahr 10 Jahre alt, wie blickst du selbst auf diese Zeit zurück?
>Ich steig auf den Wasserturm von Meerane......Nie hätte ich gedacht, dass die Musikschule so erfolgreich laufen wird. Im Grunde bin ich ein optimistischer Mensch, dass jedoch 200 Meeraner Kinder mit Freude bei uns musizieren , hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet.
Als ich 1992 den Lehrerberuf kündigte, um die Musikschule zu gründen, hat mir jeder abgeraten. Einen sicheren Job aufgeben und dieses Risiko eingehen, noch dazu wo Hausmusik sowieso unmodern geworden ist? Das war eine große Herausforderung für mich und ich hatte (um ehrlich zu sein) auch meine Zweifel, ob diese Entscheidung richtig sein wird.
Beim Renovieren unserer neuen Räumlichkeiten haben viele Schüler geholfen (dickes Dankeschön). Da wurde mir so richtig bewusst, dass es inzwischen mehr ist, als „nur“ eine Musikschule oder eine Interessengemeinschaft .........fast so, als wären wir eine große Familie. Das ist schon toll.
5. Worauf bist du, nach 10 Jahren, so richtig stolz?
> Wenn ich die Orchestermitglieder vor mir sehe, die ja nun auch alle über 16 Jahre alt sind und mich inzwischen um Längen überragen, dann bin ich mächtig stolz auf sie. Manche kenne ich inzwischen über 10 Jahre. Sie haben die Musikschule Fröhlich in Meerane mit gegründet und zum Erfolg wesentlich beigetragen. Inzwischen bestehen unter den Schülern feste Freundschaften. Dies zu erleben macht mir unglaubliche Freude.
6. Nach 10 Jahren hat man doch sicher noch Träume (was die Musikschule betrifft) oder? Wenn ja, welche?
>Am liebsten wäre es mir, wenn das Orchester so bestehen bleibt und ich mehrfache Musikschul-Oma werde. Das aber ist wirklich nur ein Traum, denn die Wege werden sich trennen müssen..... spätestens dann, wenn für viele das Studium und die Arbeit beginnt. Vielleicht aber können wir in Kontakt bleiben und gelegentlich gemeinsam musizieren.
7. Vor ein paar Wochen hat die Musikschule nun ihr neues Domizil eingerichtet, war es schwer sich vom alten zu trennen, „da wo alles begann“?
>Das weniger. Wer die alten Räume kennt, wird meine Ansicht in dieser Hinsicht verstehen. Ein dickes Dankeschön an unseren Bürgermeister Prof. Dr. Ungerer. Er hat es ermöglicht, dass wir seit März in diesen herrlichen Räumen der Albert-Schweitzer-Schule musizieren können. Selbst die Akustik ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das ist für die Schüler beim Üben eine große Motivation.
8. Von anderen Musikschulen hört man oft dass die Lehrer dort nicht für Trainingslager (z.B. Koberbach oder Klink) zu haben sind, sondern sich nur auf den Unterricht beschränken. Wie kommt es das du so was für die Schüler jedes Jahr organisierst?
>Es macht einfach Spaß, die Kinder auch außerhalb des Unterrichts kennen zu lernen.
Ich glaube, ohne diese Trainingslager, hätten die Schüler niemals so fest zusammengefunden.
Durch das viele gemeinsame Musizieren während dieser Aufenthalte, was ja in der einen Wochenstunde nicht möglich ist, bringen wir auch unseren „Schwächsten“ wieder in Form.
Am Lagerfeuer gemeinsam Lieder zu spielen...dieses Erlebnis ist durch Game-Boy, TV oder Computer nicht zu ersetzen.
Die Konzertreise mit dem Orchester zu organisieren ist inzwischen ein „Muss“, sie würden mir sonst ordentlich einheizen (lach)....und ich mach es gern. Wir erleben, dass nicht nur Familienmitglieder aus Sympathie unsere Musik mögen.
9. Wird es nun weitere 10, 20 Jahre geben, oder möchtest du dich noch einmal beruflich umorientieren?
>Viele Schüler gehen gern in die Musikschule und haben inzwischen auch ein eigenes Instrument. Wenn plötzlich kein Unterricht stattfindet, weil ich lieber Brötchen verkaufen möchte, dann würde ich das mir entgegengebrachte Vertrauen von Eltern und Schülern verletzen. Das kommt überhaupt nicht in Frage.
10. Was ist für dieses Jahr noch alles geplant, Konzerte Trenningslager oder sonstige Ziele bis 2003?
>Zuerst einmal müssen wir unser 10 jähriges Jubiläum vorbereiten. Ich werde alle Schüler und Eltern darum bitten, mich dabei zu unterstützen. Das große Konzert soll dieses Mal atemberaubend werden.
Danke für das Interview, und deine Antworten!